Die Macht der Ringe

Ring
Annamaria Zanella, Fingerring, Padua (Italien), 2006, © Nachlass Annamaria Zanella (Foto: © DetlefSchumacher.com)

Dem Fingerring kommt in der Schmuckkunst eine besondere Rolle zu. Denn kein anderes Schmuckobjekt ist symbolisch so stark aufgeladen und emotional so eng mit der*dem Träger*in verbunden wie der Fingerring. Bis heute dient er als Privileg und als Zeichen der Macht, des Einflusses und des sozialen Standes. Einen hohen Stellenwert genießt seit der Antike der Typus des Siegelrings, der ab dem Spätmittelalter zunehmend zur hierarchischen Kennzeichnung mit Wappen gestaltet wurde.

Ringe dienen offiziellen Zwecken, sie haben praktische, kultische, magische, soziale oder rein dekorative, also schmückende Funktion und unterliegen modischen Trends. Wir kennen Amtsringe, Zunftringe, Amulett- und Giftringe, Daumenringe für Bogenschützen sowie Hochzeits-, Verlobungs-, Liebes-, Freundschafts-, Trauer-, Gedenk- oder Erinnerungsringe.

Die Funktion und der Symbolgehalt eines Rings werden durch seine spezifische Formgebung, Dekoration, Materialität und gegebenenfalls Inschriften erfahrbar. Eine ganz entscheidende Aussagekraft besitzen die verwendeten Schmucksteine, denen seit jeher eine konkrete Symbolik zugrunde liegt. So wird Schmucksteinen oft eine heilende und schützende Wirkung zugeschrieben und ihre Farbigkeit mit bestimmten Eigenschaften in Verbindung gebracht, die sich auf den*die Träger*in übertragen sollen.

Die Entwicklungsgeschichte des Rings sowie die Vielfalt der Typen, Funktionen und deren Bedeutung lassen sich eindrucksvoll an der Schmucksammlung des MAKK nachvollziehen. Mit insgesamt rund 460 Objekten bilden die Ringe die quantitativ größte Gruppe der Sammlung, ausgehend vom ältesten Beispiel aus dem 5. vorchristlichen Jahrtausend. Seinen umfangreichen Bestand an Ringen verdankt das MAKK vor allem der Stiftung des Sammlers Wilhelm Clemens (1847–1934) und der Schmuckkünstlerin Elisabeth Treskow (1898–1992). Beide haben mit unterschiedlichen Sammelschwerpunkten einen wesentlichen Beitrag zur Bereicherung und Qualität der Schmucksammlung des MAKK beigetragen.