Metallkunst
Die Sammlung an Metallkunst gehört zu den umfangreichsten und facettenreichsten des MAKK. Sie vereint vielfältige Arbeiten aus Gold, Silber, Zinn, Messing, Bronze, Eisen und Email. Die künstlerisch hochrangigen Objekte decken alle Epochen, beginnend im frühen Mittelalter ab und stammen überwiegend aus europäischen Werkstattzentren.
Zu diesem Sammlungsbereich gehören prunkvolle Gold- und Silberschmiedearbeiten aus profanen und kirchlichen Kontexten. Prächtige Tinkgefäße, repräsentative Schauobjekte, Prunkschalen, Tafel- und Altargerät dokumentieren die sich wandelnden Stilformen und Verarbeitungstechniken bei nicht nachlassender Faszination für die Edelmetalle. Seit jeher symbolisieren Gold und Silber den sozialen Status und das Selbstverständnis ihrer Besitzer*innen. Oftmals wurden die Metalle in Kombination mit anderen wertvollen Materialien wie verschiedenen Edelsteinen, Elfenbein, Perlmutt oder bearbeiteten Kokosnüssen verarbeitet, wie zum Beispiel die in einzigartiger Virtuosität geschaffenen Schraubflaschen mit Kokosnuskörper des Kölner Goldschmiedes Thomas von Hattingen (um 1580) oder der Deckelhumpen mit Bacchanal des Elfenbeinschnitzers Johann Ulrich Hurdter und des Goldschmiedes Hans Ludwig Kienlen (um 1670) veranschaulichen.
In der Zinnsammlung dominieren Pilgerzeichen, Gebrauchsgerät, Zunft-, Rats-, Wein- und Abendmahlskannen des 15. bis 18. Jahrhunderts sowie Objekte der für Köln wichtigen Jugendstilproduktionen der Firmen Kayser und Orivit. Hinzu kommen einige Beispiele von prunkhaftem Reliefzinn des 16. und 17. Jahrhunderts, das, in Form von Tellern und Waschgeschirren (Lavabos), wie vergleichbare Silberarbeiten als Zier- und Schaugerät diente. Besonders einflussreich auf diesem Gebiet war der in Nürnberg tätige Formenschneider Caspar Enderlein (1560-1633), aus dessen Hand das MAKK unter andem die bedeutende „Temperantia-Kanne“ mit zugehöriger Schüssel besitzt.
Einen eigenen Sammlungsbereich bilden Gebrauchsgeräte aus Messing, Bronze und Eisen wie Leuchter, Kannen, Mörser, Kassetten, Türschlösser und -Schlüssel sowie Tür- und Möbelbeschläge. Diese Objekte wurden als Zeugnisse herausragender künstlerischer und handwerklicher Leistungen zusammengetragen.
Das gilt auch für den Bestand an Rüstungsteilen, Jagd- und Kampfwaffen, die weniger wegen ihrer Funktionen, sondern ihrer repräsentativen Ausgestaltung in die Sammlung gelangten und eindrucksvoll einen Variantenreichtum an Verzierungstechniken dokumentieren. Oftmals wurde bei ornamentalen und szenischen Darstellungen wie bei Gold- und Silberschmiedearbeiten auf konkrete Vorlagen zurückgegriffen. So greift eine kleine Pulverflasche mit den Figuren der germanischen Feldherren Ariovistus und Arminius Vorlagen des Nürnberger Bildschnitzers Peter Flötner (1485-1546) auf, die sich als Bleiplaketten ebenfalls in der Sammlung des MAKK befinden.
Weitere bemerkenswerte Sammlungskomplexe bilden der umfangreiche Bestand an Besteck, der die Entwicklung dieser wichtigen Gerätgattung vom mittelalterlichen Löffel bis zum Besteck unserer Zeit dokumentiert, sowie die Tisch-, Kamin-, Stand-, Wand und Taschenuhren, die als Zeugnisse meisterlich künstlerischer Leistungen gesehen werden dürfen. Hinzu kommen wissenschaftliche Instrumente vor allem aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Diese Objekte wurden zunächst in den fürstlichen Kunstkammern der frühen Neuzeit gesammelt und fanden im 19. Jahrhundert Eingang in die Kunstgewerbemuseen als Belege für die naturwissenschaftlichen, technischen und künstlerischen Entwicklungen der Renaissance und des Barock.
Die Emailsammlung des Museums vereint Objekte aus den wichtigsten, mit dieser Kunstform in Verbindung zu bringenden Zentren. Allen voran stehen Arbeiten des rheinischen und kölnischen Kulturraums des ausgehenden 12. Jahrhunderts wie die bedeutende, im Umkreis von Nikolaus von Verdun (um 1130/1140-1205) entstandene Zwickelplatte eines Reliquienschreins. Umfassend ist die künstlerische Entwicklung der berümten Werkstätten im französischen Limoges belegt. Hier spannt sich der Bogen von den ornamentalen Grubenschmelzarbeiten des 13. Jahrhunderts über die stark farbigen Emailarbeiten des 15. bis zu den goldgehöhten Grisaille- und Farbemails des 17. und 18. Jahrhunderts. Die Blüte der Emailkunst im Historismus bezeugen überaus charakteristische Schatzkammerstücke aus französischen, deutschen und österreichischen Werkstätten, wie der von Karl Bender (Wien, 1856‒1883) und Gabriel Hermeling (Köln, 1833-1904). Am umfassenden Nachlass von Lili Schultz (1895‒1970), Lehrerin auf der Burg Giebichenstein und an der Düsseldorfer Akademie, lässt sich die intensive Auseinandersetzung mit den technischen Facetten der Kunstform im frühen 20. Jahrhundert studieren.
Ein weiterer Schwerpunkt der Metallkunst liegt auf neuzeitlichen Medaillen und Plaketten. Einige Preziosen sind nur in wenigen Museen und Sammlungen zu finden. Dazu gehört die Medaille mit dem Bildnis des Kaisers Heraklius auf der Vorderseite und der Rückführung des Kreuzes Christi nach Jerusalem auf der Rückseite. Es handelt sich wahrscheinlich um die früheste szenische Darstellung im kleinen Format überhaupt (um 1402). Aber auch die berühmten Bildnisse der Isotta von Rimini – es gilt als eines der schönsten Renaissanceporträts – und ihres Mannes Sigismondo Pandolfo Malatesta, Schöpfungen des genialen Medailleurs Matteo de‘ Pasti, zählen zu den Highlights.
Die Plakettenkunst wird unter anderem herausragend mit 60 Plaketten des Nürnberger Renaissance-Künstlers Peter Flötner vertreten, darunter auch die ausgesprochen seltene Darstellung der „Ate und die Litai“ (nach 1534).