Russische Avantgarde – Erneuerung als Utopie

Um 1907 formierten sich in Russland – mit Blick auf die europäischen Nachbarn – Künstlerinnen und Künstler, die sich um eine Erneuerung der spezifisch russischen Kunst bemühten. Der Begriff „Russische Avantgarde“ umfasst zahlreiche Strömungen, deren einflussreichsten Suprematismus und Konstruktivismus waren.

Der Künstler und Theoretiker Kasimir Malewitsch (1879-1935) entwickelte eine gegenstandslose Formensprache, die zum Ziel hatte, reine und universale Energie darzustellen. Er nannte diese Kunst Suprematismus, abgeleitet vom lateinischen Superlativ „supremus“ in der Bedeutung „der Höchste“. Malewitsch und seine Anhänger beschränkten ihre Gestaltung nicht allein auf Gemälde, Skulpturen und Plastiken, sondern bezogen auch Gebrauchsgegenstände mit ein.

Als ein Höhepunkt dieser Gebrauchskunst gilt das „Suprematistische Schreibzeug“ des Malewitsch-Schülers Nikolai Suetin (1897-1954). Formgebung und Bemalung des Porzellans stammen aus seiner Hand.

Porzellanensemble aus Kreisen und Rechtecken bemalt mit  rotem Kreis sowie Balken und Rechtecke in den Farben Rot und Schwarz auf weißem Grund.
Nikolai Suetin, Suprematistisches Schreibzeug, 1923, Inv.Nr.: OV00089, Foto: © Rheinisches Bildarchiv Köln, Marion Mennicken

Alexander Rodtschenko (1891-1956) hingegen gilt als einer der bedeutendsten Vertreter des Konstruktivismus. Dieser bezeichnet eine geometrisch-technische Gestaltungsweise, die nicht von Gegenständen oder Lebewesen abstrahiert, sondern rein aus Flächen, Linien und mathematischen Grundformen aufgebaut (konstruiert) wird.

Hängeobjekt aus konzentrischen Ovalen aus Aluminiumband in dreidimensionaler Drehung.
Alexander Rodtschenko, Ovale hängende Konstruktion Nr. 12, 1920-1921/1973, Inv.Nr.: MK00062, Foto: © Sascha Fuis Photographie, Köln