Frühmoderne bis De Stijl

Als Reaktion auf die unbefriedigenden sozialen und ästhetischen Bedingungen der frühen industriellen Produktion entstanden in Europa um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert herum zahlreiche Reformbewegungen. Diese hatten nicht nur zum Ziel, die Formensprache zu erneuern, sondern auch bessere Lebensbedingungen für die Arbeiterklasse zu schaffen.

Ein gutes Beispiel sind die Dresdener Werkstätten für Handwerkskunst in Dresden-Hellerau, die nicht nur ästhetisch hochwertige Gegenstände für den Massenbedarf produzieren wollten, sondern auch ein Lehrprogramm für die Arbeiterschaft entwickelten.

Ansicht des Gebäudekomplexes mit Einfahrt.
Ansichtskarte der Deutschen Werkstaetten in Dresden-Hellerau, Kunstverlag Brück & Sohn, 1911

Der 1907 gegründete Deutsche Werkbund versammelte Künstler, Architekten, Unternehmer und Sachverständige, um unter anderem eine neue Warenästhetik für die industrielle Produktion zu etablieren. Einer der Gründungsmitglieder dieser Vereinigung war der in Hamburg geborene Peter Behrens, der ab 1908 als künstlerischer Beirat der AEG in Berlin fungierte und heute als der erste deutsche Industriedesigner gilt.

Kessel aus gehämmertem, vernickelten Messing mit Stecker und Rattangriff.
Peter Behrens, Elektrische Tee- und Wasserkessel, 1909, Foto: © Jan Rothstein

Die Suche nach der neuen Gestaltung fand 1917 ihren Ausdruck im niederländischen Leiden: Die neu gegründete Künstlergruppe De Stijl, zu der unter anderen Piet Mondrian, Theo van Doesburg, Gerrit Thomas Rietveld und Bart van der Leck gehörten, machte sich die (künstlerische) Neuformung aller Lebensbereiche zur Aufgabe.

Bild mit unterschiedlich großen Rechtecken getrennt durch schwarze Linien. Die Rechtecke sind überwiegend hellblau und grau, oben rechts ist eine rote Fläche, diagonal entgegengesetzt eine gelbe und unten rechts eine blaue.
Piet Mondrian, Tableau I (Lithografie), 1928, Foto: © Sascha Fuis Photographie, Köln