Anti Design und Pop

In den 1950er Jahren entwickelte sich in Großbritannien und den USA unabhängig voneinander die Pop Art, eine Kunstrichtung, die das Wertesystem der damaligen (Konsum-)Gesellschaften hinterfragte und durch scheinbar triviale Motive auf den Kopf stellte.

Ein wichtiges Mittel der Pop-Künstler war das „Blow-up“. Damit ist gemeint, dass ein alltäglicher kleiner Gegenstand – beispielsweise eine Suppendose – riesenhaft vergrößert in Siebdruck oder auch handgemalt auf einer Leinwand präsentiert wurde.

Ärmelloses Minikleid mit Campbell-Dosensuppen-Motiv bedruckt.
Andy Warhol, Papierkleid „Souper Dress", 1965-1968, Inv. Nr. DL00080, © The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts

Ausgehend von Italien formierte sich Ende der 1960er Jahre das Anti und Radical Design. Beide Stilrichtungen, zwischen denen die Übergänge fließend waren, wandten sich gegen die reine Zweckorientierung und versuchten die Mittel der Pop Art in den Designkontext zu überführen.

Gute Beispiele sind das Liegemöbel „Capitello“ des italienischen Design- und Architekturbüros Studio 65 sowie die Garderobe „Cactus“, die von Guido Drocco (1942) und Franco Mello (1945) entworfen wurde. Der „Capitello“ zitiert ein ionisches Säulenkapitell aus Marmor, besteht aber aus flexiblem Polyurethanschaum, beim „Cactus“ wurde der Blow-up-Effekt in Bezug auf stachelige Dekorationspflanzen angewendet – zudem erweist er sich als Garderobe nur begrenzt tauglich.

Grüner Riesenkaktus mit stachliger Noppenstruktur.
Guido Drocco, Franco Mello, Garderobe „Cactus“, 1972/1987, Inv. Nr. OV00192, Foto: © Rheinisches Bildarchiv Köln, Marion Mennicken