Schmuck & Kunst
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatte sich Schmuck als Segment der zeitgenössischen Kunst und als Medium des selbstständigen kreativen Ausdrucks etabliert. Waren in der Schmuckgestaltung zunächst Einflüsse der Bildenden Kunst und die Auseinandersetzung mit neuen Stilrichtungen zu beobachten, entwickelte sich unter Berücksichtigung von Konventionen der Goldschmiedekunst bald eine völlig eigenständige Sprache und unabhängige Avantgarde.
Die Entlehnung von gestalterischen Mitteln der freien Kunst wie der experimentelle Umgang mit Farbe oder die Einbindung von Zeichnung und Fotografie erweiterte das Repertoire der Schmuckgestalter*innen und unterstützte die Loslösung von tradierten Stilvorstellungen. Gleichzeitig wuchs das Interesse der bildenden Künstler*innen an dem Metier. Die Übertragung ihrer künstlerischen Ansätze auf den kleinformatigen Schmuck und die damit einhergehende Konzentration auf das Wesentliche wurde als spannende Herausforderung betrachtet.
Als tragbares Objekt setzt Schmuck zugleich zwangsläufig die Auseinandersetzung mit der Nähe zum Menschen voraus. Er ist daher mehr als ein autonomes Werk im Miniaturformat. Arbeiten wie die von E. R. Nele (geb. 1932), Dieter Roth (1930–1998) oder Lutz Fritsch (geb. 1955) veranschaulichen beispielhaft, wie die Grenzen zwischen ‚freier‘ und ‚angewandter Kunst‘ aufgebrochen werden.