Reine Stilfrage

Amulett mit Blätteranken
Casa Castellani, Brosche, Rom (Italien), vor 1862 (Foto: © DetlefSchumacher.com)

Die Schmuckkunst des 19. Jahrhunderts zeichnet sich durch eine große Bandbreite an Stilen aus, die aufeinanderfolgten, nebeneinander existierten und die bis dahin übliche Vorherrschaft eines einzelnen Stils ablösten. Auslöser dieser Stilpluralität und zum Teil auch des Stilmixes waren die gesellschaftlichen und politischen Umbrüche seit der Französischen Revolution sowie das damit einhergehende neue Geschichtsund Nationalverständnis. Hinzu kamen konkrete historische und kulturgeschichtliche Ereignisse wie der Bau des Suezkanals (1859–1869) oder die Weltausstellungen, die ab 1851 regelmäßig stattfanden.

Mit der Romantik entwickelte sich im frühen 19. Jahrhundert erstmals eine Rückbesinnung auf unterschiedliche Epochen der Vergangenheit wie die Romanik, die Gotik und die Renaissance. Darüber hinaus führten zeitgenössische Ausgrabungen und das Studium antiken Schmucks zu archäologisch-historisierenden Tendenzen in der Schmuckgestaltung. Zu den bedeutendsten Vertretern des sogenannten Archäologischen Stils zählten Eugène Fontenay (1823–1887) in Paris und die Werkstatt der Familie Castellani in Rom mit Fortunato Pio Castellani (1794–1865) und dessen Söhnen Alessandro (1823–1883) und Augusto (1829–1914).