Ladies first

Brosche
Elisabeth Treskow, Brosche, Essen, um 1925 (Foto: © DetlefSchumacher.com)

Jahrhundertelang lag die Schmuckgestaltung fest in Männerhand. Auch wenn es Belege gibt, dass Frauen im antiken Ägypten und im europäischen Mittelalter als Goldschmiedinnen gearbeitet haben, sind ihre Werke und Biografien in Vergessenheit geraten. In den 1920er Jahren eroberten Frauen aber das männerdominierte Feld, so dass ihre Arbeiten nicht mehr übersehen werden konnten.

Im Kontext der Reformbewegung der Jahrhundertwende, die dazu führte, dass das Kunsthandwerk im Allgemeinen einen Aufschwung erfuhr, wandten sich vermehrt Frauen künstlerischen Berufen und auch dem Goldschmiedehandwerk zu. 1908 wurde ihnen in Deutschland offiziell das Recht auf Erwerbstätigkeit zugesprochen. Das ermöglichte es Frauen, ihren Lebensunterhalt eigenständig zu verdienen und eine eigene Existenz aufzubauen. Trotz großer Hindernisse in Bezug auf ihre Ausbildungsmöglichkeiten schafften es einige, sich in künstlerischen Berufen zu emanzipieren. Spätestens in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg wurden diese Schmuckgestalterinnen von der Öffentlichkeit anerkennend wahrgenommen.

Als erste Goldschmiedin in Deutschland legte Marga Jess (1885–1953) 1912 ihre Meisterprüfung ab. Wenig später begann Elisabeth Treskow (1898–1992) ihre Ausbildung – selbstverständlich als einzige Frau in einer ausschließlich von Männern geführten Werkstatt. Andere, wie Lili Schultz (1895–1970) und Hildegard Risch (1903–1996), lernten ihr Handwerk an Kunsthochschulen bzw. Kunstgewerbeschulen.
Den hier vorgestellten Frauen gelang es, einen eigenen Stil zu kreieren und die Schmuckgestaltung nachhaltig zu beeinflussen.