Der große Auftritt
In der Schmucksammlung des MAKK befinden sich insgesamt 64 zusammengehörige Schmuckensembles, sogenannte Garnituren oder Paruren. Der Begriff Parure kommt aus dem Französischen und bedeutet „Schmuck“. Die Grundausstattung einer Parure bilden ein Collier und ein Paar Ohrhänger. Diese können jedoch durch Brosche, Anhänger, Armbänder oder andere Schmuckteile bereichert werden. Die Demi-Parure kennzeichnet eine Garnitur ohne Collier.
Die große Epoche der Paruren war das 19. Jahrhundert, in dem das wohlhabende Bürgertum in allen Bereichen nach aufwändiger Repräsentation strebte. Dementsprechend wandelte sich Anfang des Jahrhunderts auch das Kleidungsverhalten und damit ebenso das Verhältnis zu Schmuck grundlegend.
Während der Mann zum schlichten Anzug nach englischem Vorbild nur Uhrkette, Krawattennadel, Manschettenknöpfe und Siegelring trug, kleidete und schmückte sich die Frau umso reicher. Denn ihr kam nunmehr verstärkt die Aufgabe zu, dekorativ zu repräsentieren, um den sozialen Status und Wohlstand des Mannes öffentlich zur Schau zu stellen. Aufwändige Schmuckgarnituren spielten hierbei eine wichtige Rolle. Sie wurden auf die Kleidung abgestimmt und wie diese je nach Anlass und Tageszeit gewechselt.
Bereits um 1820 kamen zunächst in höfischen und dann in bürgerlichen Kreisen umfangreiche Garnituren in Mode und fanden international Verbreitung. Beliebt waren Ensembles mit kostbaren und eindrucksvollen Schmucksteinen wie Granaten, Topasen, Amethysten, Aquamarinen, Türkisen oder Perlen. Entsprechend der finanziellen Möglichkeiten der Auftraggeber*innen fanden aber auch weniger wertvolle Materialien und einfachere, z. T. sogar industrielle Verarbeitungstechniken Verwendung.
Die meisten Schmuckgarnituren des MAKK entstanden zwischen 1820 und 1850 und wurden dem Museum von Rosy Petrine Sieversen (1914–2001) als Teil ihrer umfangreichen Schmucksammlung gestiftet. Rosy Petrine Sieversen, eine leidenschaftliche Schmuckliebhaberin, sammelte nach dekorativen Gesichtspunkten und den Aspekten des Materialreichtums vor allem bürgerlichen Schmuck des 19. und frühen 20. Jahrhunderts.