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Wertewandel

Was ein Baum für uns leistet

bis 16. April 2023

Eine Installation von ökoRAUSCH Think Tank e.v. im Rahmen der Ausstellung „Between the Trees. Urbanes Grün – Kunst – Design" in den Bäumen um das Museum herum.

Im Rahmen der Ausstellung wird die eigenständig vom ökoRAUSCH Think Tank konzipierte Installation „Wertewandel“ erstmals präsentiert. Mit der Installation rund um das Museum möchte ökoRAUSCH die Passant*innen einladen, den Blick zu heben – nach oben in die ausladenden Kronen der alten Bäume zu blicken, innezuhalten und zu staunen! Über dieses perfekt ausgeklügelte Ökosystem, das wir viel zu oft übersehen.

Nach dem Motto „Was nichts kostet, ist nichts wert“ betrachten wir die Leistungen der Natur, die sie Tag für Tag für uns und den Planeten kostenlos zur Verfügung stellt, leider viel zu oft als selbstverständlich. Nicht zuletzt deswegen schützen wir unsere ureigene Lebensgrundlage viel zu wenig! Bei diesem Projekt werden die Bäume rund um das MAKK mit Preisschildern ausgestattet, die anschaulich über deren wirtschaftlichen Wert informieren und damit einen anderen Blick auf das urbane Grün in unserer Stadt ermöglichen

Die Installation „Wertewandel“ soll auf die Leistung von Biodiversität und Ökosystemen aufmerksam machen und den Wert der Natur über den Preis, der in unserer konsumorientierten Welt allgegenwärtig ist, kommunizieren.

Auf Informationstafeln an den Bäumen wird zudem über die für den Menschen und unser Ökosystem lebenswichtigen Leistungen der Bäume informiert. Im Folgenden finden Sie diese und weiterführende Informationen:

Bäume sind wertvoll. Wertvoll für unser Ökosystem, wertvoll für unsere Gesellschaft, wertvoll für unsere Gesundheit. Bäume schaffen die Grundlage für unser Überleben – und doch bleibt ihr Wert im alltäglichen Leben häufig übersehen. Stadtbegrünung bildet die Basis von zukünftigen gesunden Städten; dementsprechend wichtig sind Straßenbäume.

Sie verbessern die Luft und helfen durch Wasseraufnahme und Verdunstung bei immer häufiger auftretenden Extremwetterereignissen wie Starkregen und Hitzewellen. Ein Baum ist damit heute nicht mehr nur ein Baum, sondern sichert unser zukünftiges Überleben.

Aktuell beschäftigen sich immer mehr Forschungsprojekte damit, die Systemdienstleistungen eines Baums den Kosten seiner Pflanzung und Pflege gegenzurechnen. Neuesten Studien zufolge beläuft sich der Wert eines Straßenbaums im Laufe seines Lebens nach Abzug aller Kosten im Schnitt auf etwa 200.000 Euro.

 

Bäume sind wertvoll, weil…

… sie ihre Umgebung signifikant abkühlen.

Ein Laubbaum verdunstet etwa 400 Liter Wasser pro Sommertag und entzieht damit der umgebenden Luft Wärme; zudem können Bäume mit einem Kronendurchmesser von 15 Metern bis zu 160 Quadratmeter um sich herum beschatten. So kann allein ein Großbaum seine Umgebung um bis zu drei Grad abkühlen. Studien haben bereits über 15 Grad Unterschied zwischen Straßen mit Bäumen und unbepflanzten Straßen gemessen.

Auch umgebende Gebäude profitieren von der Beschattung und Kühlung der Bäume. Die Gebäude müssen weniger klimatisiert werden und sparen so wertvolle Energie. Eine begrünte Fassade brächte eine zusätzliche Dämmleistung sowohl an heißen Sommertagen als auch an kalten Wintertagen.

 

… sie überschüssiges Regenwasser aufnehmen, verdunsten und somit zu einem angenehmeren Stadtklima beitragen.

Durch Entsiegelung rund um Baumscheiben kann das vor Ort anfallende Regenwasser bis zu 100 Prozent im Boden versickern, wodurch das Wasser den Bäumen zur Verfügung steht und die Kanalisation besonders bei Starkregen entlastet wird.

Zusätzlich wird so neues Grundwasser gebildet, was besonders in hochverdichteten Städten dringend nötig ist. Durch den hohen Versiegelungsgrad und die Ableitung des Regenwassers in die Kanalisation sinkt der Grundwasserspiegel messbar und wird für Bäume immer schwerer erreichbar.

 

… sie CO2 speichern und Sauerstoff produzieren.
Eine 100-jährige Buche produziert täglich genug Atemluft, um 20 bis 30 Menschen einen Tag lang zu versorgen. Die Sauerstoffmenge, die ein Baum erzeugt, ist abhängig von der Baumart, seiner Holzdichte und seinem Alter; grundsätzlich produzieren Nadelbäume dabei mehr Sauerstoff als Laubbäume.

Sauerstoff (O2) wird durch Photosynthese gebildet, indem Kohlenstoffdioxid (CO2) und Wasser (H2O) mithilfe von Sonnenenergie umgewandelt werden. Menschen und Tiere atmen CO2 aus; es entsteht ebenfalls bei der Verbrennung von kohlenstoffhaltigen Materialien wie etwa Holz, Kohle, Öl oder Erdgas. Ein Baum kann pro Tag 18.000 Liter CO2 verarbeiten und speichert im Laufe seines Lebens 3,5 Tonnen CO2.

 

… sie Feinstaub filtern.

Dabei gilt: Je älter und größer der Baum, desto mehr Feinstaub kann er filtern. Dank ihrer großen Blattoberflächen können Bäume sowohl Fein- und Grobstäube als auch giftige Stickoxide aus der Luft filtern, wodurch sich die Konzentration gesundheitsschädlicher Stoffe in der Atemluft reduziert. Ein ausgewachsener Laubbaum filtert bis zu 2,5 kg Feinstaub pro Jahr aus der Luft.

Auch weitere Luftschadstoffe wie z.B. Kohlemonoxid, Stickoxide oder  Kohlenwasserstoffe werden von Bäumen aufgenommen und in ungefährliche Stoffe umgewandelt. Sie reduzieren so zusätzlich in den Städten spürbar die Bildung von bodennahem Ozon, was unter dem Namen „Sommersmog“ an heißen Tagen zu hohen Belastungen der Atemwegsorgane führt.

Bäume sind essentiell für den Stadtraum: Neben der Bindung von Feinstaub, der Regulation des Regenwassers und der Senkung der Umgebungstemperatur haben sie einen sehr positiven Einfluss auf das psychische Wohlbefinden von Stadtbewohner*innen und leisten einen maßgeblichen Beitrag zur Erhöhung städtischer Lebensqualität.

 

Das Projekt „Wertewandel“ greift auf Informationen der globalen Initiative The Economics of Ecosystems and Biodiversity (TEEB) zurück, die sich darauf konzentriert, die Werte der Natur sichtbar zu machen. Die deutsche Sektion von TEEB ist beim Helmholtz-Institut für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig angesiedelt. Es soll ein strukturierter Bewertungsansatz erreicht werden, der Entscheidungsträger*innen in Wirtschaft und Politik dabei hilft, die vielfältigen Vorteile von Ökosystemen und biologischer Vielfalt zu erkennen, ihre Werte in wirtschaftlicher Hinsicht darzustellen und gegebenenfalls in die Entscheidungsfindung einzubeziehen.

Bisher existiert keine klare Bewertungsgrundlage, um den Wert eines einzelnen Stadtbaums in Köln zu ermitteln. Auch das UFZ konnte uns keine klare Aussage bieten. Doch anhand der bisherigen Studienergebnisse lassen sich Annahmen ableiten, die auf die Summe in Höhe von 200.000 € schließen lassen. Es gibt auch zurecht Stimmen, die die In-Wert-Setzung von Ökosystemleistungen kritisch betrachten. Auch ökoRAUSCH will die Natur nicht unserer vorherrschenden Marktlogik unterwerfen. Vielmehr möchten sie den Preis nutzen, um Menschen, die sich möglicherweise weniger für Naturschutz interessieren, vorrechnen zu können, welchen Nutzen und welche Leistung die Natur uns kostenlos liefert. 

Ziel ist es, mit dieser kreativen und ungewöhnlichen Form der Wissensvermittlung Passant*innen auf das Thema Leistung von Biodiversität und Ökosystemen aufmerksam zu machen und hierzu Wissen zu vermitteln.

Die Installation von ökoRAUSCH Think Tank e.V. im öffentlichen Raum wird gefördert durch die Koordinationsstelle Umweltbildung des Umwelt- und Verbraucherschutzamtes der Stadt Köln.