Zwischen Selbstverständnis, Daseinserfüllung und Existenzsicherung: Mit dem Ausstellungsprojekt „WORKSPACE IN PROGRESS“ und unter der Leitung von Designer und Professor Stefan Diez und dem Team der Abteilung Industrial Design1 der Universität für angewandte Kunst Wien, hinterfragen Studierende der ID1 die Bedeutungen und Herausforderungen von Arbeit aus der Perspektive einer Generation. Über einen Zeitraum von zwei Semestern entstanden Projekte, die unser Verständnis von Arbeit infrage stellen. Neben einer Auseinandersetzung mit technologischen, ökonomischen und sozialen Veränderungen beschäftigten sich die Studierenden ebenfalls mit den Implikationen möglicher Produktionsweisen in einer zukunftsorientierten Kreislaufwirtschaft. Initiiert von Stefan Diez und kuratiert von Matylda Krzykowski werden die Arbeiten parallel zu einem digitalen Programm im Museum für Angewandte Kunst Köln erstmalig präsentiert.
Ein Depot an Möbeln, Leuchten, Kleidung, Video, Geräten und Systemen bildet das Zentrum der Auseinandersetzung: So ist „Moodbooster“ von Armin Muhamedagic eine immersive Arbeit in Form eines geschlossenen Silikonrings, der durch Geruch, Klang, Vibration und Dunkelheit beim Hineinpressen des Gesichts ein Gefühl von Isolation vermittelt. Steven Dahlinger entwickelte mit „Nesting“ ein modulares Möbel, das sich zusammengeklappt in ein Sofa und aufgeklappt in einen persönlichen Rückzugsort verwandelt. Mit dieser Arbeit entwickelte er einen Raum im Raum, der heutige Arbeitswelten – eine Kultur der ständigen Verfügbarkeit und schwindenden Grenzen zwischen Arbeit und Nicht-Arbeit – hinterfragt und als Produkt neu denkt. Auch Laura Dominici knüpft daran an: Arbeitsplätze verändern sich und die physische Präsenz an einem definierten Ort verliert zunehmend an Bedeutung. Arbeit findet überall dort statt, wo man sich in einen Laptop einloggt – und lässt gänzlich neue Definitionen von Räumlichkeit entstehen. Ihr Projekt „Magic Tapestry“ ist ein weicher, handgewebter Teppich, der über ein integriertes Holzpanel verfügt, welches auf den Schoß gelegt zur Tischplatte wird.
Die „magische“ Kombination aus Teppich und Tisch schafft einen definierten Raum für Arbeit und ermöglicht haptische Erfah-rungen in einer zunehmend digitalen Arbeitswelt. „Talktile“ von Madeleine K. Wieser thematisiert das Verhältnis von Nähe und Distanz aus der Perspektive von Remote-Work: Menschen die getrennt voneinander im Homeoffice und in weltweit verteilten Teams arbeiten, ohne ein gemeinsames, physisches Büro. Isolation und Kommunikationsmangel können die Folgen sein. „Talktile“ ist ein organisch geformtes Produkt mit taktiler Oberfläche, integriertem Mikrofon sowie Lautsprecher, das trotz Distanz das Gefühl von Miteinander vermittelt. Das interaktive Objekt ermöglicht spontane Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen – ein gemeinsamer, greifbarer Moment der Interaktion, der Kommunikation über das Digitale hinaus möglich macht.
Mit Arbeiten von Studierenden der Abteilung Industrial Design1 der Universität für angewandte Kunst Wien, Mona Abusamra, Alexander Allroggen, Ludwig Bachmann, Steven Dahlinger, Anton Defant, Laura Dominici, Jasmit Hof, Alice Klarwein, Karin Markowski, Armin Muhamedagic, Jakob Niemann, Kerstin Pfleger, Philipp Pranzl, Camilla Ruh, Anatol Stelzhammer und Madeleine K. Wieser.