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Maria mit dem Jesuskind



Künstler
: Tilman Riemenschneider (um 1460-1531)

Würzburg, um 1495

Maße: 76,5 cm (h)

Material: Lindenholz

Inv. Nr. A 1156 Cl


Die Maria mit dem Jesuskind zählt zu den schönsten und delikatesten Figuren im Frühwerk des Würzburger Bildhauers Tilman Riemenschneider. Die ungefasste Holzskulptur verkörpert den Typus der "Mondsichelmadonna", der im späten 15. Jahrhundert sehr beliebt war. Das Motiv orientiert sich an der Offenbarung des Johannes im Neuen Testament der Bibel (Apokalypse 12,1): "Dann erschien ein großes Zeichen am Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet; der Mond unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt".
Riemenschneider lässt den Saum der Gewandfigur über die Sichel des aufgehenden Mondes fließen; auf ihrem Kopf trägt sie eine Krone mit zwölf Zacken, die sowohl auf die in der Offenbarung angegebenen Sterne verweist, als auch auf die himmlische Stadt Jerusalem mit ihren zwölf (symbolischen) Toren.

Die Muttergottes wendet sich mit leicht geneigtem Haupt und ernstem Blick dem in der kindlichen Bewegung eingefangenen Knaben zu. Dabei scheint sie ihm in die Augen zu blicken und gleichzeitig in die Ferne zu schauen - Hinweis auf die Leidens- und Heilsgeschichte.

Die Front sowie die Seiten der Figur sind bis hin zu den feingezeichneten, subtilen Gewandsäumen und -borten mit der gleichen Aufmerksamkeit skulptiert. Es ergibt sich daraus eine 180° Ansicht, die sich nicht in Einzelaspekte zergliedert, sondern kontinuierlich im Raum entwickelt.