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Klassizismus, Biedermeier und Historismus

Kunst des Klassizismus und des Biedermeier

Die Kunst des Klassizismus des späten 18. Jahrhunderts und ihre durch die kaiserlichen Allmachtsansprüche Napoleons ins imposante gesteigerte Sonderform des Empire lebten großenteils von vorbildgetreuen Formzitaten antiker Architektur und archäologischer Ausgrabungsfunde. Säulen und Kapitelle, Gebälk und Giebel, Plastiken und Reliefs sowie der gesamte Ornamentschatz des Altertums kennzeichnen an Mobiliar und Gerät diesen feierlichen, akademisch-kühlen Repräsentationsstil.

Das deutsche und österreichische bürgerliche Biedermeier - als Stilbezeichnung ein später aus Scheffels Spottgedichten gebildeter Spitzname - reduziert nach 1815 den klassizistischen Formenreichtum auf klar umrissene, schlicht-elegante Möbelkörper und Gerätformen mit unauffälligen Zierdetails. Beliebter Schmuck sind die Maserungen einheimischer Hölzer, schmale Elfenbeineinlagen und helle Polsterstoffe.

Der Historismus des 19. Jahrhunderts

Der Historismus war zwar schon vom Spätklassizismus, der Neugotik und dem zweiten Rokoko der Biedermeierzeit eingeleitet worden, jedoch fand er erst nach der totalen Stilverwirrung der Jahrhundertmitte - sichtbar manifestiert durch die erste Weltausstellung in London 1851 - mit den bis 1900 schnell wechselnden und ineinanderwirkenden Strömungen der Neurenaissance, der Orienteinflusses, des Japonismus sowie des Neubarock und des dritten Rokoko seinen Höhepunkt.

Als kunsthistorische Stilepoche wurde er erst vor knapp zwei Jahrzehnten rehabilitiert. Seine nicht nur retrospektiv sondern vor allem reformerisch gemeinten Bestrebungen empfingen wichtige Anstöße aus England, wo William Morris und sein Kreis wesentlich zur Erneuerung des europäischen Kunstwollens beitrugen, das schließlich seine Befreiung im Jugendstil fand.

Schmuck und Silberschatz des 19. Jahrhunderts

Trotz Revolution, Kriegen und der dadurch verursachten Notzeiten, an den nur noch der patriotische „Berliner Eisenschmuck" erinnert, war das 19. ein reiches Jahrhundert. Neue und wiedereingesetzte Monarchen, Bankiers, Kaufleute, reichgewordene Unternehmer der neuen Industrien, ein wachsendes Großbürgertum und die nach den revolutionären Wirren wiedererstarkten Kirchen, brauchten neue Statussymbole, wirkungsvolles Prunk- und Kultgerät.

Den Künstlern kam bei der Erfüllung dieser - je nach Auftraggeber sehr unterschiedlichen - Bedürfnisse die wissenschaftliche Erforschung der jeweils nationalen Geschichte und ihrer Kunststile zur Hilfe. Sie beflügelte nicht nur die Wiedergewinnung nahezu vergessener künstlerischer Techniken, wie etwa die des Emails, sondern nach 1850 ganz allgemein die Wiederbelebung aller historischer Bau- und Einrichtungsstile zwischen Romanik und Rokoko.