1957 wurden in Köln einige wegweisende Gebäude vollendet, deren Vorgängerbauten im Zweiten Weltkrieg zerstört worden waren. Dazu gehörte nicht nur die Empfangshalle des Hauptbahnhofs, sondern auch zwei der bedeutendsten Kulturbauten der Stadt: das Opernhaus am Offenbachplatz mit seinem Architekten Wilhelm Riphahn und das von Rudolf Schwarz und Josef Bernard errichtete Gebäude des Wallraf-Richartz-Museums, das seit 1989 Heimstatt des Museums für Angewandte Kunst Köln ist. „Bescheiden baumeisterlich ins Dauerhafte gebracht“, wie Rudolf Schwarz es formulierte, nahm der Museumsbau eine wichtige Position zwischen Tradition und Moderne ein. Noch heute zählt das Gebäude zu den Architekturikonen Kölns.
Der auf dem ehemaligen Areal des 1855 abgerissenen Minoritenklosters errichtete Gebäudekomplex ist direkt an die erhaltene mittelalterliche Minoritenkirche als Vierflügelanlage um einen zentralen Innenhof angebaut und nimmt somit den Grundriss und die architektonische Anmutung der Klosteranlage bewusst auf. Zusätzlich wurden in die Anlage Teile des Kreuzgangs integriert.
Den kontemplativen Gedanken des Kreuzgangs vermittelt heute noch der Innenhof, eine Oase in der Innenstadt, mit der Brunnenanlage des Malers und Bildhauers Ewald Mataré (1887-1965). Dieser Brunnen mit der Plastik eines Engels mit Malpalette entstand im Rahmen des Wettbewerbs zum 500. Todestages Stefan Lochners. Der Brunnen (1953-1956) gehört genauso zum originalen Ausstattungsprogramm wie der ebenfalls von Mataré gestaltete Pfeiler und Tragbalken, die auf der Nordseite des Innenhofs die Fensterfassade betonen.
Der dreigeschossige Ziegelsteinbau ist stark vertikal durch Lisenen, Fensterreihen und parallele Spitzgiebeldächer gegliedert. Das äußerlich ausgesprochen schlichte und geschlossen wirkende Gebäude eröffnet erst seine kathedralhafte Wirkung, nachdem man demutsvoll ganz im Sinne der Intention von Rudolf Schwarz das niedrige Eingangsfoyer durchschritten hat. Das Rauminnere wird durch die zentrale Haupthalle mit dem offenen Treppenhaus und den Galerien dominiert, die zu den Ausstellungsräumen mit beeindruckenden Oberlichtsälen führen.