Der Wechsel ins Obergeschoss veranschaulicht die Zäsur, die der Zweite Weltkrieg auch im soziokulturellen Leben Europas darstellt. Innovative künstlerische und gestalterische Strömungen kommen zum Erliegen, viele ihrer Protagonisten emigrieren in die USA. Dort finden nun die wegweisenden Entwicklungen in Design und Kunst statt.
Radios bilden den ersten Blickpunkt. Sie repräsentieren die zahlreichen technischen Innovationen, die durch Kriegstechnologien befördert werden. Lange Zeit ein Luxusgut, werden sie - wie schon vor dem Krieg in den USA - jetzt auch in Europa ein Massenprodukt. Dabei entsteht eine Form- und Farbvielfalt, die in der enorm umfangreichen Radiosammlung R. G. Winklers erfahrbar wird.Der Optimismus der 1950er Jahre - besonders verkörpert im "American Way of Life" - wird im ersten Kabinett des Obergeschosses erkennbar.
In den USA sorgt das innovative organische Design von Ray und Charles Eames sowie von Eero Saarinen für Furore. Das europäische Design zeigt vielfältige Tendenzen: Gestalter wie Achille Castiglioni, Marco Zanuso und Ettore Sottsass begründen mit innovativen und eleganten, farbenfrohen Objekten den Weltruhm des italienischen Design. Skandinavische Designer wie Arne Jacobsen setzen sich mit alten Handwerkstraditionen im Kontext neuer Produktionstechnologien auseinander - als eines der bekanntesten Resultate gilt Arne Jacobsens Formholzstuhl Ameise. In Deutschland entsteht in der Nachfolge des Bauhauses mit dem rationalistischen Gestaltungsansatz der "Ulmer Schule" die "Gute Form". Ihre Vertreter wie Dieter Rams entwerfen geometrisch-nüchterne Objekte mit hohen Ansprüchen an Funktionalität und Anwenderfreundlichkeit.
Der Charakter des Nachkriegsdesigns zwischen kühler Rationalität und dekorativer Eleganz findet sein Gegenstück in der ungegenständlichen Kunst, wie sie in der Galerie bei Josef Albers oder Otto Piene zu sehen ist. Die bewegt-dynamischen Formen der Zeit spiegeln sich in einem der Concetti spaziali von Lucio Fontana.